Ihre Namen sind Fatou Diatta, Isatou Barry, Sabriin Muuse und Binta Fatty. Sie kommen aus dem Senegal, Gambia oder Somalia. Diese Frauen verbindet nicht nur, dass sie dunkle Hautfarbe haben, sondern auch ein dunkles Schicksal: Sie alle wurden dem Jahrtausende alten Ritual der Genitalbeschneidung unterzogen. Die Hamburger Journalistin und Fotografin Antje M. Pohsegger hat mit diesen Frauen gesprochen, sie fotografiert und ihre Schicksale in der Ausstellung "breaking blades - break off FGM/C" zusammengefasst. Noch bis 22. März kann die in schwarz-weiß gehaltene Ausstellung, die anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Caritas Schwangerschaftsberatung nach Regensburg geholt wurde, im Caritas Beratungszentrum St. Gabriel in der Bruderwöhrdstraße besichtigt werden.
"Die bisherigen Rückmeldungen waren sehr positiv", zieht Gabriele Dotzer, Leiterin der Caritas Schwangerschaftsberatung, eine erste Zwischenbilanz, knapp 100 Personen haben die Ausstellung bislang besucht. "Viele davon möchten noch einmal wiederkommen, um mehr Zeit für die Interviews zu haben", so Gabriele Dotzer.
"Wir haben es geschafft, das Thema genitale Verstümmelung in eine Kunstform umzuwandeln, die anklagt", sagt Fadumo Korn über die Ausstellung, die in einer Beschränkung auf das Wesentliche - die Bilder der Menschen und einige wenige gedruckte Sätze - auf das Entscheidende hinlenkt: den direkten Dialog mit den Schicksalen. QR-Codes unter den Fotografien lassen die Betroffenen via Smartphone in Interviewform zu den Besucherinnen und -besuchern sprechen. Bei der Vernissage im Caritas Beratungszentrum St. Gabriel gab Fadumo Korn, selbst Betroffene, engagierte und mehrfach ausgezeichnete Aktivistin gegen die weibliche Genitalverstümmelung, tiefe Einblicke in ihr eigenes Schicksal und in die wichtige Aufklärungsarbeit.
Auch wenn weibliche Genitalbeschneidung in Deutschland gesetzlich verboten ist, so sind allein in Bayern rund 20.700 Mädchen und Frauen aufgrund ihrer Herkunft von diesem Jahrtausende alten, in anderen Ländern jedoch weit verbreiteten und immer noch häufig durchgeführten Praktik bedroht. Das geht aus einer Statistik der Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" hervor. Unter oft unhygienischen Bedingungen werden brutale und schmerzvolle Eingriffe an Millionen Frauen weltweit durchgeführt. "Die Begründungen dieser Eingriffe sind dabei ebenso bizarr wie willkürlich", so Stadt- und Bezirksrätin Bernadette Dechant bei der Vernissage, nicht selten sei der operative Eingriff eine Voraussetzung für die Heirat, "dass die Frau dem Ehemann treu bleibt". Das Recht auf Selbstbestimmung und das Wohl des eigenen Körpers werde den Frauen dadurch abgesprochen.
"Du bist wertvoll, wie Du bist", ist einer der Kernsätze der unermüdlichen Aufklärungsarbeit der Aktivistin Fadumo Korn. Sie selbst hätte die Infektion nach ihrer Beschneidung im Kleinkindesalter beinahe nicht überlebt und hat eine daraus resultierende schwere Behinderung nicht als Schicksal, sondern als Herausforderung angenommen. "Jeder Fall, der nicht passiert, ist wichtig", nennt die Fotografin und Journalistin Antje M. Pohsegger ihre Motivation für die Umsetzung der Ausstellung. "Mein Ziel war und ist es, den Betroffenen eine Stimme zu geben, Aufmerksamkeit zu erregen."
Die Ausstellung ist dienstags von 15 bis 18 Uhr, donnerstags von 14 bis 17 Uhr und freitags von 12 bis 15 Uhr geöffnet. In diesen Zeiten ist immer Fachpersonal für Fragen und zum Austausch anwesend. Gruppen, Schulklassen der 12. und 13. Jahrgangsstufen, Ärztezirkel, Hebammen, Teams aus Kindergärten, Jugendämtern, Lehrerkollegien und andere fachlich Interessierte sind eingeladen, die Ausstellung auch nach freier Terminvereinbarung außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten zu besuchen.
Interessierte Gruppen können sich zur Terminvereinbarung an Barbara Altenburg, per Telefon unter 0941/5021-530 oder per E-Mail unter careforwomen@caritas-regensburg.de wenden. Alle Infos gibt es auch im Internet unter www.breakingblades.com.