Die Mitglieder des Suchtarbeitskreises vor der Leinwand, auf der die Zahl der Drogentoten im Jahr 2024 im Mittelpunkt stehtFoto: H.C. Wagner
Regensburg - "Dieser Tag erinnert uns daran, dass hinter jeder Statistik ein menschliches Leben steht", begrüßte Karolina Ruscheinski von Caritas Fachambulanz für Suchprobleme die Teilnehmenden am 27. Nationalen Gedenktag für die verstorbenen Drogenkonsumierenden. "Wir müssen handeln, um die Zahl der Drogentotenfälle weiter zu reduzieren", forderte sie auf. 2.137 Menschen verloren im Jahr 2.024 ihr Leben in Folge von Drogenmissbrauch, 213 waren es in Bayern, 21 in der Oberpfalz, 13 in Regensburg. Eingeladen hatte zum "Drogentotengedenktag" am Milchschwammerl der Suchtarbeitskreis Regensburg, eine gemeinsame Initiative der Caritas, von drugstop e.V. , Rafael, Kontakt e.V. und dem Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Regensburg.
Aus verschiedenen Blickwinkeln stellten die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Organisationen nicht nur die Konsequenzen des Drogenkonsums dar, sondern vielmehr die Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen und damit nachweislich Leben zu retten. "Drugchecking und Drogenkonsumräume sind kein Freifahrtschein für Drogenkonsum, sondern ein humaner, realistischer Weg, um Todesfälle zu vermeiden", führte Karolina Ruscheinski aus. Drugchecking bedeutet, dass Substanzen auf ihre Inhaltsstoffe getestet werden. Konsumierende können so gefährliche Beimischungen erkennen und Risiken besser einschätzen. Drogenkonsumräume bieten einen geschützten Ort, an dem unter hygienischen Bedingungen konsumiert wird - mit Fachpersonal, das im Notfall helfen kann und einen schnellen Zugang zu Beratung und Hilfe bietet. "Andere Länder zeigen, dass es funktioniert", ergänzte die Suchtexpertin.
Foto: H.C. Wagner
Für einen Großteil der Gesellschaft sind verstorbene Drogenkonsumierende Namenlose. Nicht aber für ihr Umfeld, Freunde, Bekannte, Kinder, Eltern, Liebende und Geliebte. Aus diesem Grund wurde der bundesweite Drogentotengedenktag ursprünglich initiiert und für den 21. Juli festgelegt. In vielen Städten Deutschlands versammeln sich an diesem Tag Menschen, um an das stille und oft verborgene Leid zu erinnern. Als besondere Aktion wurden in Regensburg bunte Papierschmetterlinge bereitgestellt, auf welche die Teilnehmenden persönliche Botschaften schreiben und diese dann an einem großen weißen Tuch befestigen konnten, das zwischen zwei Bäumen gespannt war. "Für alle, die kämpfen und gekämpft haben", stand da unter anderem zu lesen sowie zahlreiche sehr persönliche Abschiedsgrüße, wie auf einem roten Schmetterling eines Teilnehmenden, der 1992 seine "Mama" und 2015 seinen "Papa" an die Drogen verloren hat und zusammen mit anderen Trauernden an seine traurige Geschichte erinnerte.
Auf bunten Papierschmetterlingen konnten Trauer- und Grußbotschaften aufgeschrieben und an einer großen weißen Leinwand aufgehängt werden.Foto: H.C. Wagner