„Welche Wahl haben wir?“ – Round Table Flucht, Asyl und Migration
Das Fazit des Round Table "Flucht, Asyl, Integration - Welche Wahl haben wir?" im Rahmen der Interkulturellen Wochen in Regensburg kann vorweg genommen werden. "Wir erwarten konstruktives Feedback", hatte Carla Schäfer von der Caritas Regensburg die Landtagsdirektkandidatinnen und -kandidaten beziehungsweise die ins Obermünsterzentrum gekommenen Stellvertreter eingangs gebeten - und dieses in einer gut strukturierten und organisierten Veranstaltung sowohl von den Politkern als auch von den Mitveranstaltenden erhalten.
Nach einer kurzen Einführung der Saalmoderatorinnen Carla Schäfer und Julia von Seiche von der Organisation AsA (Ausbildung statt Abschiebung) wurden die Politikerinnen und Politiker für jeweils zehn Minuten an die Diskussionstische entsandt. Drei Kernthemen hatte das Veranstalterteam aus Katholischer Erwachsenenbildung in der Stadt Regensburg, Caritasverband für die Diözese Regensburg, CampusAsyl und das Bündnis #bayernbleibtbunt Regensburg auf die Tagesordnung genommen: die Psychosoziale Versorgung von Geflüchteten, die Änderung des bayerischen Aufnahmegesetzes, sprich das Recht auf freie Wohnsitznahme sowie die bayerische Abschiebepolitik. Besonderer Blickwinkel liegt hier auf dem Schutz unbegleiteter Minderjähriger vor einer Abschiebung.
Eingeladen waren die Landtagsdirektkandidaten Jürgen Eberwein (CSU), Sebastian Koch (SPD), Michael Schien (Freie Wähler), Regina Wörle (ÖDP), Jürgen Mistol (Bündnis 90/Die Grünen), der krankheitsbedingt von der amtierenden Stadträtin Theresa Eberlein vertreten wurde. Die FDP wurde statt von Loi Vo von Bezirkstagskandidat Philipp Beckhove und Die Linke anstelle des vorgesehenen Peter Moll von Uschi Maxim vertreten.
Fragen, Bedenken und Lösungsvorschläge wurden von den Politikvertreterinnen und -vertretern an den thematisierten Tischen mit Blick auf die Landtagswahlen erwartet. Folgende Organisationen sorgten für eine gut geführte Inhalts- und Gesprächskultur an den sieben Round Tables: Ausbildung statt Abschiebung (AsA), BI Asyl, die Caritas, RLC (Refugee Law Clinic), Sea-Eye, Seebrücke und Migranten Medizin. Nach den intensiven Diskussionsthemarunden mussten sich die Kandidatinnen und Kandidaten für das Kernthema entscheiden, das sie in den abendlichen Diskussionsrunden am meisten berührt hatte: Für die Verbesserung des Rechts auf freie Wohnsitznahme entschieden sich CSU und FDP, für die Änderung der bayerischen Abschiebepolitik SPD und Linke, für den notwendigen Ausbau der psychosozialen Versorgung von Geflüchteten Bündnis 90/Die Grünen, die Linke und die Freien Wähler.
Die psychosoziale Versorgung von Geflüchteten - Kernthema der Caritas-Arbeit von Moderatorin Carla Schäfer - wird dadurch erschwert, dass es in Bayern keine Landesfinanzierung gibt. Noch fehlt ein notwendiges Traumazentrum in Ostbayern. Die nächsten PSZs sind in München und Nürnberg. Dabei sind rund 30 Prozent der Menschen mit Fluchthintergrund von depressiven Erkrankungen oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) betroffen. 87 Prozent aller Geflüchteten müssen traumatisierende Ereignisse wie Krieg, Verfolgung oder Zwangsrekrutierung verarbeiten. Weitere Brennpunkte sind sexualisierte Gewalt vor allem gegenüber Frauen und unbegleiteten Minderjährigen. Zudem führen die Lebensbedingungen nach der Flucht oft zu hohen Belastungen. Ziel ist eine bedarfsgerechte und frühzeitige Versorgung, die langfristig das Gesundheitssystem entlasten soll.