Kleines Team mit großer Wirkung (v. l. n. r.): Sebastian Lengfelder, Leitung Caritas-Kinderbetreuung, Shelan Hasso, Sozialpädagogische Assistentin KiBe, Nika Krausnick, Leitung der Caritas Migrations- und Integrationsberatung, Christian Bumes, Caritasberater AVB, Pooja Solanki und Jannika Kammerer, Caritasberaterinnen FIB. Foto: Sonja Och
Regensburg. Seit genau zehn Jahren ist die Caritas in der AnkER-Einrichtung auf dem Gelände der ehemaligen Bajuwarenkaserne eine verlässliche und staatlich unabhängige Anlaufstelle für geflüchtete Menschen. "AnkER" steht für "Ankunft, Entscheidung, Rückführung" - die Einrichtung fungiert als zentrale Station im Asylverfahren, in der geflüchtete Menschen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland untergebracht werden. Verschiedene Behörden sind hier gebündelt, um Prozesse zu beschleunigen.
Mit zwei Außenstellen der Migrationsberatung und einer liebevoll gestalteten Kinderbetreuung für bis zu 20 Kinder unterstützt die Caritas Schutzsuchende dabei, sich in einem komplexen und oft belastenden System zurechtzufinden - einem System in dem die Wege zwar kurz, aber mit vielen Unsicherheiten gepflastert sind. Wie wichtig gerade solche unabhängigen Angebote für Familien und Kinder sind, zeigt sich Tag für Tag in der Caritas Kinderbetreuung:
Mit einem gelben Stift füllt die sechsjährige Yasmin die letzten weißen Flecken auf ihrem Sonnenbild aus, während eine neu angekommene syrische Familie ihren Sohn in die Kinderbetreuung bringt. Unsicher steht der fünfjährige Tarek im Raum. Doch Yasmin, voller Freude, geht zu ihm, zeigt ihm die Spielsachen und erklärt ihm mit natürlicher Selbstverständlichkeit die Regeln, die hier für alle gelten. "Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Kinder in so kurzer Zeit eine so positive Entwicklung machen", sagt Ivanka Riedl, Mitbegründerin und ehemalige Leiterin der Caritas-Kinderbetreuung.
Diese alltägliche Szene steht sinnbildlich für das, was die sogenannte "KiBe" seit ihrer Gründung leistet: geflüchteten Kindern ein Stück Normalität zurückgeben. "Die Kinder erleben hier Struktur, Geborgenheit und Spiel - Dinge, die im Alltag auf der Flucht keinen Platz hatten", erklärt die 48-jährige Sozialpädagogin. Zusammen mit der Caritas Regensburg und der Regierung der Oberpfalz wurde die KiBe vor zehn Jahren aufgebaut. "Bis heute haben wir über 3.000 Kinder pädagogisch betreut", rechnet der neue Leiter der KiBe, Sebastian Lengfelder, vor.
Den Kindern das Gefühl zu geben, in der Fremde nicht allein zu sein, bleibt eines der wichtigsten Ziele der Kinderbetreuung. "Anfangs hatten wir nicht einmal eigene Büros, aber dank der guten Zusammenarbeit mit der Regierung - stets im Sinne des Kindeswohls - sind wir eng zusammengewachsen und das nicht nur räumlich", erinnert sich Ivanka Riedl stolz an die gemeinsam gemeisterten Herausforderungen. Heute gilt die Caritas-Kinderbetreuung in der AnkER-Einrichtung als Vorzeigeprojekt, das regelmäßig von Vertretern aus Behörden und Politik besucht wird.
Orientierung in einem geschlossenen System
Doch nicht nur den Kleinsten wird hier geholfen. Die KiBe entlastet auch ihre Eltern - Mütter und Väter, die nach oft traumatisierenden Fluchterfahrungen Zeit zur Regeneration benötigen. Gleichzeitig beginnt für Menschen im AnkER eine herausfordernde Phase: Alles ist neu, der Alltag geprägt von Unsicherheit und Terminen. Anträge müssen gestellt, Formulare ausgefüllt, Gespräche mit Behörden geführt werden - oft in einer Sprache, die geflüchtete Menschen kaum verstehen. In dieser belastenden Anfangszeit setzt die Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) an.
"Viele Geflüchtete kommen mit wenig mehr als einem Stapel Dokumente zu uns. Teils in der Herkunftssprache - teils in Behördendeutsch verfasst. Wir helfen, diese zu verstehen, vermitteln zu Sprachkursen, klären über Rechte auf und beraten individuell", berichtet Janika Kammerer aus dem Team der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB). Besonders in den Monaten nach 2015 stieg die Zahl der Ratsuchenden stark an - bis heute ist die Nachfrage nach einer unabhängigen Beratung ungebrochen.
Rechtliche Beratung als letzte Hoffnung
Noch prekärer ist die Situation für Menschen, deren Asylantrag auf der Kippe steht. Christian Bumes ist Caritasberater für Asylverfahren (AVB) und kümmert sich auch um Härtefälle. Er hilft Schutzsuchenden, ihre Rechte zu verstehen, informiert über mögliche nächste Schritte und begleitet sie durch das komplizierte Verfahren ein neues Leben in Sicherheit aufzubauen. "Die Menschen stehen unter enormem Druck. Es geht um Bleiben oder Gehen, um Zukunft oder Rückkehr ins Ungewisse. Meine Aufgabe ist es, faire Chancen im Asylverfahren zu ermöglichen", so Bumes. Selbst nach einer negativen Entscheidung bleibt die Caritas als Anlaufstelle bestehen: Sie informiert über weitere Optionen und hilft den Betroffenen, sich auf die nächste Phase ihres Lebens einzustellen - wo auch immer sie diese verbringen werden.
10 Jahre Migrationsberatung: Ein Rückblick mit Blick nach vorn
"Es ist ein nachdenkliches Jubiläum, denn die Tatsache, dass es uns hier braucht, zeigt, dass es immer noch zu viele Menschen gibt, die schutzbedürftig sind. Doch gleichzeitig sind wir stolz auf das, was wir leisten konnten. Denn ohne die Migrationsberatung wäre das Leben vieler vor Krieg und Hunger geflüchteten Menschen noch schwerer", resümiert Pooja Solanki, Caritasberaterin FIB.
Die Arbeit der Caritas in der AnkER-Einrichtung Regensburg ist eine unverzichtbare Säule der humanitären Hilfe. Seit einem Jahrzehnt steht sie für Verlässlichkeit, Menschlichkeit und Unabhängigkeit - in einem System, das nicht immer leicht zu durchdringen ist.