"Die Höhe der Pflegeversicherung bleibt Makulatur, solange nicht genug Köpfe, Hände und Herzen zur Pflege da sind", machte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz auf den Fachkräftemangel in der Pflege und den Attraktivitätsverlust des Pflegeberufs aufmerksam. Regensburgs Oberbürgermeister Joachim Wolbergs benannte in seinem Grußwort ein weiteres Problem: "Es besteht kein Konsens darüber, dass die Pflege von alten Menschen eine hoheitliche Aufgabe sein sollte." Ausdrücklich sprach der OB den Pflegekräften seinen Dank aus und fügte hinzu: "Es ist bemerkenswert, dass dieser Kongress zum zehnten Mal stattfindet."
Zum ersten runden Geburtstag der Veranstaltung standen Referenten auf dem Programm, die mit Fachexpertise, Spezialwissen und Humor punkten konnten. So stellte Sandra Postel, seit 2008 Leiterin der Stabsstelle Pflege der Marienhaus Holding GmbH, dem größten Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz, die Vorbereitungen zur Gründung einer Landespflegekammer vor. Rheinland-Pfalz ist das erste deutsche Bundesland, das eine solche Einrichtung mit Nachdruck verfolgt. Als Selbstverwaltung der Pflegebranche soll die Landespflegekammer beispielsweise Beratung und Service für ihre Mitglieder aus den Pflegeberufen anbieten, eine moderne Berufsordnung aufstellen oder für Qualitätsentwicklung und Weiterbildung sorgen. "Es gibt die Perspektive zur Gründung einer Bundespflegekammer gemeinsam mit Pflegekammern von anderen Ländern", sagte Sandra Postel.
Als Studiengangsleiter des berufsbegleitenden Bachelors "Management in Gesundheitsberufen" an der Technischen Hochschule Ingolstadt sprach Professor Dr. Alfred Quenzler über die Schwierigkeiten bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal für den Pflegesektor. Für das Recruiting, das Employer Branding und den Aufbau eines Talent-Pools sei eine übersichtliche Karrierewebsite das Aushängeschild jedes Unternehmens. Auch Organisationen, die im Pflegebereich unterwegs sind, müssten sich als Arbeitgebermarke attraktiv darstellen. "Social Media, Internet-Stellenbörsen, Karrierenetzwerke oder Jobbewertungsbörsen im Netz haben die Transparenz für Kandidaten und Mitarbeiter extrem erhöht", sagte Quenzler. Darauf müssten sich die Arbeitgeber einstellen und versuchen, ihren Mitarbeitern in allen Lebensphasen etwas bieten zu können.
Wie man sich von anderen abheben kann, machte der Vortrag von Bernd Reutemann, Hotelier des Mindnesshotels Bischofsschloss am Bodensee, deutlich: In seinem Hotel legt Reutemann besonderen Wert auf die Details und besondere Serviceleistungen. Ob ein Smiley auf dem Frühstücksei oder die Gewinnkarte unterm Bett - Bernd Reutemann weiß, wie er seine Gäste positiv überraschen kann. Sein Fazit zur Personalproblematik: "Es gibt keinen Mangel an Talenten, nur einen Mangel an Fachkräften."
Im letzten Vortrag stellten Marcus Weigl, Leiter der Verbandskommunikation der Caritas Regensburg und Gerhard Rost, Geschäftsführer der PR-Agentur Keysselitz Deutschland GmbH, das Re-Design der professionellen Marke "Caritas Regensburg" vor. "Es ist wichtig, seine Identität und Marke gezielt, konzepttreu und konsequent in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen", sagte Weigl. Durch das Erscheinungsbild und die Art und Weise des Auftretens nach außen werde unbewusst unheimlich viel über die Marke kommuniziert.
Höhepunkt der Veranstaltung war der abschließende "Pflege-Stillstand-Flashmob" auf dem Domplatz, mit dem medienwirksam auf aktuelle Probleme in der Pflegebranche hingewiesen wurde.
Durch die Veranstaltung führen die Schauspieler Kathrin Seidl als Carola Kopf und Alex Teubner als Hilfried Herz. Auf der den Kongress begleitenden Fachmesse präsentierten mehr als 25 verschiedene Unternehmen, vornehmlich aus der Pflegebranche, ihre Produkte und Dienstleistungen. Hauptsponsoren des Caritas-Pflegekongresses waren in diesem Jahr: die Ecclesia Versicherungsdienst-Gruppe, die ERL-Bau GmbH & Co. KG, die E+S Unternehmensberatung für EDV, die Lechwerke AG Augsburg, das Software-Unternehmen Löpertz Software GmbH, die Firma Offits GmbH, die Rational GmbH und die Solidaris Treuhand GmbH.