Regensburg (cn). "Mein schönster Tag" - der Titel des Theaterstückes, das kürzlich vor rund 50 Besuchern im Mehrgenerationenhaus in der Ostengasse aufgeführt wurde, untertreibt: Es waren über ein ganzes Jahr verteilt viele "schönste Stunden", die die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler gemeinsam erlebten. Inhalt des Stücks war das wirkliche Erlebnis eines der Schauspieler bei seinem Besuch der Oberammergauer Passionsspiele. Und die Schauspieler waren besondere: Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen. Mit Studierenden der Hochschule Regensburg probten sie die vergangenen zwei Semester dieses Theaterstück. Es war das Endprodukt des Seminars "Theater als Methode in der Sozialen Arbeit" der Hochschule Regensburg. Seminarleiter war der bekannte Regensburger Schauspieler Tobias H. Ostermeier. Er selbst studierte an der Hochschule Sozialwesen, arbeitet zunächst bei der Katholischen Jugendfürsorge und machte später seine Leidenschaft, die Schauspielerei, zum Beruf. Schon zum zweiten Mal führte er mit Klaus Klein von der Offenen Behindertenarbeit der Caritas dieses Seminar durch.
Alle zwei Wochen trafen sich Dozent, die sieben Studenten und die acht jungen Frauen und Männern mit Behinderungen. Immer mit dabei war Klaus Klein, der bei ganz praktischen Fragen im Umgang miteinander half. Ziel des Seminars war die öffentliche Aufführung eines Theaterstückes, das thematisch erarbeitet, ausgestattet und geprobt werden sollte. "Die unterschiedlichen körperlichen und geistigen Fähigkeiten unserer jungen Leute waren für die Studierenden eine Herausforderung. Viele von ihnen hatten vorher noch kaum Kontakt zu Jugendlichen mit Behinderungen", sagt Klaus Klein: "So haben sie neben der pädagogischen Methode vieles ganz praktisch über die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen gelernt." Im Zentrum der Methodik standen spielerische Elemente, die die Teilnehmer der Gruppe motivieren und gleichzeitig Sicherheit im Auftreten vermitteln sollten.
Das Theaterstück "Mein schönster Tag" bestand aus fünf Szenen: Zuhause, die Fahrt nach Oberammergau, die Ankunft und ein Gespräch mit Regisseur Christian Stückl, die Passionsszene Verhaftung Jesu und die Schlussszene mit Regisseur Stückl. "Für die jungen Leute war es besonders spannend, die unterschiedlichen Szenerien und ihre Stimmungen zu durchleben: Mal war es lustig, dann war es tragisch oder ernst, dann wieder locker. Für jeden Charakter war etwas dabei", sagt Klaus Klein. Gemeinsam hatten die Studierenden mit den Jugendlichen das Thema und den Ablauf des Stücks erarbeitet, gemeinsam die Bühnendekoration und die Kostüme organisiert und schließlich auch zusammen das Stück aufgeführt. Zahlreiche Freunde und Verwandte waren zur Aufführung gekommen. Die Aufregung vorher verwandelte sich in die Freude nach der erfolgreichen Inszenierung. Und für die Dozenten ist sicher: Bei der Begeisterung und Lebensfreude, die auf allen Seiten über die vielen Stunden hinweg zu spüren war, muss es dieses Seminar im nächsten Studienjahr wieder geben!