Über 50 Teilnehmer aus verschiedenen Organisationen, Behörden und Beratungsstellen sind ins Haus der Musik am Bismarckplatz gekommen. Im Rahmen des Fachforums "Eltern mit Behinderung: es geht doch!?" fanden zahlreiche interessante Vorträge statt; zur rechtlichen Situation von Menschen mit Behinderung in Zusammenhang mit Partnerschaft und Familie, zu Unterstützungsmöglichkeiten bei der Familienarbeit und zur besonderen Situation von Eltern mit psychischer, geistiger und körperlicher Behinderung. Außerdem wurde das das Caritas-Projekt "Mama oder Papa mit Behinderung" vorgestellt. Die Caritas Regensburg setzt mit Nachdruck dafür ein, dass auch behinderte Menschen das Recht haben, Eltern zu sein. Das Fachforum wurde vom Projekt "Regensburg inklusiv" unterstützt. Mitveranstalter waren der Verein Phönix e.V., die Gleichstellungsstellen von Stadt und Land Regensburg sowie die Regensburger Schwangerschaftsberatungsstellen von Caritas und pro familia.
Caritas-Projekt hilft Eltern mit Behinderung
Jeden Monat finden sich einige betroffene Eltern zu einem Gesprächskreis in den Räumen der Caritas-Schwangerschaftsberatung Regensburg zusammen. Drei dieser Eltern berichteten beim Fachforum von ihren unterschiedlichen Behinderungen (blind, Rollstuhl und Muskelschwund), ihren Erfahrungen bei der Beantragung von Hilfen, der Problematik einkommensabhängiger Elternassistenz und der häufigen Ablehnung der Kostenübernahme bei benötigten Hilfsmitteln. "Wir hoffen, dass uns heute die Politik zuhört und unsere Vorschläge unterstützt", appellierten sie. Sozialbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die stellvertretende Landrätin Maria Scharfenberg sagten in ihren Grußworten in Vertretung der Schirmherren ihre Unterstützung zu. Scharfenberg ließ diesen Worten auch gleich Taten folgen und übergab eine Spende von 500 Euro an das Caritas-Projekt.
Elternassistenzen dringend gefordert
Bei den anschließenden Forumsdiskussionen wurden auch strukturelle Maßnahmen angesprochen. So fehle es in Regensburg an ausreichend barrierefreien Wohnungen für behinderte Eltern, aber auch an betreuten Wohnmaßnahmen für junge behinderte Mütter. Mutter-Kind-Häuser, die auch für behinderte Frauen offenstehen, müssten künftig besser gefördert werden. Ein weiterer Schwerpunkt war die Elternassistenz. Hier unterstützen geschulte Fachkräfte Eltern mit Behinderung in ihren alltäglichen Aufgaben. Diese werden einkommens- und vermögensabhängig vom Bezirk oder vom Jugendamt bezahlt. Während 2013 in der Oberpfalz nur eine Elternassistenz genehmigt wurde, sind 2015 bereits drei bestätigt worden. Weitere sind in Bearbeitung. Viele Eltern haben erst durch Projekte wie "Mama oder Papa mit Behinderung" von dieser Möglichkeit erfahren. "Wir haben bis dato von unseren Rechten und Ansprüchen als Eltern mit Behinderung nichts gewusst", so eine Mutter im Rollstuhl.
Mehr Kooperationen und Hilfen für Eltern und Kinder
"Häufig steckt der Teufel im Detail. Es gibt so viele Probleme für Eltern mit Behinderungen, die zunächst klein und unbedeutend scheinen", sagte Caritas-Projektleiterin Irene Hau. Zum Beispiel werden spezielle Hilfsmittel, wie ein unterfahrbares Kinderbett, nicht von der Kasse bezahlt, wenn das Kind selbst keine Behinderung hat. Auch können Fahrdienste nicht für Arztbesuche der nicht behinderten Kinder in Anspruch genommen werden. Finanzielle Unterstützung beim notwendigen Umbau eines Fahrzeuges werden nur bei Erwerbstätigkeit genehmigt, nicht für den Familienalltag. Die Tagungsteilnehmer wünschten sich deshalb, dass die zuständigen Kostenträger (Bezirk, Jugendamt und Krankenkassen) künftig besser kooperieren und Anfragen behinderter Eltern nicht mehr hin und herschieben sollen. Elternassistenzen sollten einkommens- und vermögensunabhängig gewährt werden. Vor allem aber sollten mehr barrierefreie Angebote für behinderte Eltern mit ihren Kindern geschaffen werden. Hierzu zähle auch die Integration psychisch kranker Eltern. Zumindest eines wurde signalisiert: Mit Unterstützung der Schirmherren sind mit den Kostenträgern Gespräche zur Verbesserung der Situation geplant.