Eltern sein trotz Behinderung - dieses Thema geht Elisabeth Fink ganz persönlich an. Die Diplom-Sozialpädagogin arbeitet in der Caritas-Schwangerschaftsberatungsstelle in Regensburg, hat drei Kinder - und sitzt im Rollstuhl. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Irene Hau betreut sie nun seit fast einem Jahr das Projekt "Mama oder Papa mit Behinderung". Drei Jahre lang wird das Caritas-Projekt gefördert von der Aktion Mensch; drei Jahre lang will sich Elisabeth Fink mit Nachdruck dafür einsetzen, was eigentlich selbstverständlich sein müsste: Dass auch behinderte Menschen das Recht haben, Eltern zu sein. Am Dienstag, 30. September um 10.00 Uhr startet zum ersten Mal eine Gruppe, in der sich behinderte Eltern kennen lernen und über ihre spezifische Situation austauschen können. Das Treffen findet einmal im Monat an der Beratungsstelle in der Adolf-Schmetzer-Straße 2 statt, dauert zwei Stunden und ist selbstverständlich kostenlos. Neue Teilnehmer sind immer willkommen.
Elisabeth Fink musste die Erfahrung machen, dass viele Menschen weit weg sind davon, behinderte Eltern als selbstverständlich zu betrachten. "Offen geäußert hat sich mir gegenüber zwar niemand, aber es ist mir schon zugetragen worden, dass andere Mütter gesagt haben: "Das ist doch unverantwortlich!" Unverantwortlich fanden sie es, dass Elisabeth Fink nach einem Skiunfall im Alter von 21 Jahren dennoch an ihrem Lebensentwurf festhielt: Sie, die selbst aus einer großen Familie kam, wollte eigene Kinder. Innerhalb von fünf Jahren brachte sie drei Kinder zur Welt - eine Situation, die auch Eltern ohne Handicap auf eine harte Belastungsprobe stellt. "Einkaufen, unterwegs sein, mit den Kindern auf den Spielplatz gehen, das ist im Rollstuhl natürlich schwierig", sagt Elisabeth Fink rückblickend. In der "sehr fordernden Zeit mit drei Kleinkindern", habe sie deshalb eine Haushaltshilfe und zusätzlich ein Au-Pair gehabt. Dass es solche Hilfen gibt, dass die Möglichkeit besteht, eine Elternassistenz zu beantragen und welche Unterstützungsleistungen für behinderte Eltern gewährt werden können, darüber wollen sie und ihre Kollegin nun im Rahmen des neuen Projekts aufklären. "Wir haben durch unsere Beratungstätigkeit gemerkt, dass es sehr notwendig ist, betroffene Eltern zu unterstützen." Da nämlich ein Anspruch auf Elternassistenz nicht gesetzlich verankert ist, muss ein entsprechender Antrag gut begründet sein, um Erfolgsaussichten zu haben. Welche Stelle zuständig ist - das Jugendamt oder doch der Bezirk -, als Laie ist der Behördendschungel kaum zu durchdringen.
Doch es geht bei "Mama oder Papa mit Behinderung" um viel mehr als solche rechtlichen und finanziellen Fragen. "Wir wollen behinderte oder chronisch kranke Frauen und Männer von Anfang an begleiten", sagt Elisabeth Fink. Schon beim Kinderwunsch seien Betroffene oftmals verunsichert und suchten Rat. "Bisher sind da die allermeisten Einzelkämpfer und versuchen die Situation irgendwie mit Unterstützung durch die Familie oder mit einer allzu hohen Selbstbelastung zu lösen", weiß Elisabeth Fink. Das soll anders werden: Das Projekt will ein Netzwerk von betroffenen Eltern aufbauen, einen Treff von behinderten Müttern organisieren. Außerdem gehört politische Lobbyarbeit mit zu den Projektzielen genauso wie die Vernetzung mit anderen Organisationen, zum Beispiel mit den örtlichen Familienzentren. Damit zusätzliche Hürden für Eltern mit Handicap endlich abgebaut werden.
Zusatz-Info 1: Gruppenangebot "Mama und Papa mit Behinderung"
Interessierte können sich gerne noch anmelden: Telefon 0941/799920, Email: regensburg@caritas-schwangerschaftsberatrung.de. Gerne dürfen Kinder und Assistenten mitkommen. Auch ein Fahrdienst kann organisiert werden. Die Treffen sind monatlich immer am Dienstag geplant.
Zusatz-Info 2: Das Projekt "Mama und Papa mit Behinderung wird unterstützt von der Aktion Mensch. Weitere Informationen zum Projekt und zur Arbeit der Caritas-Schwangerschaftsberatung gibt’s im Internet unter www.caritas-schwangerschaftsberatung.de