"Leben lieben" - das ist das Motto, nach dem die Katholische Schwangerschaftsberatung der Caritas im Bistum Regensburg arbeitet. Zusammen mit Caritasdirektor Monsignore Dr. Roland Batz hat Bischof Dr. Rudolf Voderholzer kürzlich die Leiterinnen der Beratungsstellen Deggendorf, Landshut, Weiden, Straubing und Regensburg besucht. Gesprochen wurde vor allem über das alltägliche Engagement in der Beratung, aber auch über Konfliktsituationen, die sich derzeit besonders aufgrund der großen Nachfrage vonseiten vieler Flüchtlingsfrauen ergeben.
Die zuständige Fachreferentin Gabriele Dotzer führte den Bischof zunächst durch die Beratungsstelle: vom Empfang über die liebevoll eingerichteten Beratungsräume bis zur Kleiderkammer mit unzähligen Babyartikeln und Spielzeug. Diesen Weg gehen auch viele hilfesuchende Frauen und Paare, wenn sie hierher kommen. Über 4000 Klientinnen nehmen jährlich die Hilfe in Anspruch. Ein Drittel der werdenden Mütter werden von ihren Partnern begleitet. "Immer mehr Männer begleiten ihre Frauen zu uns", sagt Dotzer.
Die Beratung begrenzt sich nicht nur auf die Zeit der Schwangerschaft. Gerade wenn das Kind zur Welt gebracht wurde, verschärfen sich die Situationen in den Familien. Auch Frauen, deren Kind tot oder mit schwerer Krankheit geboren wird, bekommen einfühlsamen und kompetenten Rat. "Die Arbeit unserer Schwangerschaftsberaterinnen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie helfen, damit Familien zurechtkommen können", so Bischof Voderholzer. Die Beraterinnen helfen aber auch Müttern, die unter postnatalen Depressionen leiden und Schwierigkeiten haben, ihr Kind mit Liebe anzunehmen. Auch wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, steht die Caritas den Paaren unterstützend zur Seite.
Ein besonderes Augenmerk, so Dotzer, liege derzeit auf den Flüchtlingsfrauen. In der Beratungsstelle Deggendorf werden zum Beispiel in der Erstaufnahmeeinrichtung "Welcome-Packages" für Frauen verteilt, die sich aufgrund ihrer schwierigen Umstände noch gar nicht richtig auf ihr Kind freuen können. Die Geschenktüten sind ein Willkommenszeichen, das die Frauen dankbar annehmen.
Zusatz-Info: Caritas-Schwangerschaftsberatung
Vor 40 Jahren wurde die Beratungsstelle für Frauen in Konfliktsituationen in Regensburg errichtet. Sie war in Bayern die erste katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen. Heute bietet die Caritas diözesanweit Schwangerschaftsberatung in Amberg, Cham, Deggendorf, Dingolfing, Kelheim, Landshut, Mainburg, Regensburg, Schwandorf, Straubing, Tirschenreuth und Weiden. Neben der psychosozialen Beratung bieten die Beraterinnen soziale und lebenspraktische Unterstützung. Hierzu gehören Informationen über Sozialleistungen und Rechtsansprüche sowie die finanzielle Unterstützung aus verschiedenen Fonds und Stiftungen. Einen Schwerpunkt bildet die Beratung und Hilfe vor, während und nach Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Untersuchungen). Die Beratung ist kostenlos, unabhängig von Herkunft und Religion, vertraulich und auf Wunsch anonym. Vor der Geburt bis zum dritten Lebensjahr des Kindes können die Hilfen der Caritas-Beratungsstellen in Anspruch genommen werden.
Adressen und weitere Informationen zu "Hilfen für Schwangere": www.caritas-schwangerschaftsberatung.de.
INTERVIEW
Im Anschluss an den Besuch hat die Redaktion mit Gabriele Dotzer ein Interview über die Arbeit und die Ziele der Caritas-Schwangerschaftsberatung geführt.
Frau Dotzer, welche Menschen nehmen die Beratung in Anspruch?
Zu uns kommen Menschen nahezu jeden Alters, jeder Religion, jeder Nationalität, die schwanger sind oder ein kleines Kind haben. Begleitet wird dies meist durch schwierige Lebensumstände wie Beziehungs-, Arbeits- oder Wohnungsprobleme. Viele sind Flüchtlinge oder Migranten, deren Lebenssituation nicht abgesichert ist, aber auch junge Frauen, die sich noch in der Schul- oder Ausbildung befinden.
Das 'Ja' zum Kind belastet sie. Deshalb wenden sie sich an die Beratungsstelle, um Hilfe zu erhalten, um wirklich 'Ja' zum Kind sagen zu können, damit das Leben mit Kind realisiert und gestaltet werden kann. Dabei sind die Probleme so vielfältig, wie es die Menschen sind. Jede Lebenssituation ist anders. Auch wenn alle eine Schwangerschaft verbindet, ist der Beratungsanlass ganz individuell und verschieden.
Welche Konflikte stehen im Vordergrund? Ist es zumeist die Sorge um ein gelingendes Leben mit Kind oder geht es noch grundlegender um die Entscheidung, das Kind annehmen zu können?
Das ist ambivalent. Das 'Ja' zum Kind ist meist vorhanden, wenn auch noch ganz leise und klein. Die Frauen kommen in der Hoffnung, Hilfe zu erhalten, damit dieses 'Ja' gestärkt werden kann. Auf der anderen Seite gibt es viele, die sich bereits entschieden haben und ihr Kind liebend annehmen. Sie suchen praktische Unterstützung oder Begleitung, damit dieses 'Ja' auch wirklich realisiert werden kann.
Auch über die Geburt hinaus begleiten Sie die Mütter. Warum?
Es geht nicht nur darum, bis zur Geburt Unterstützung zu geben. Danach geht es erst richtig los. Manche Probleme treten erst dann zutage: oft aufgrund eines Arbeitsverlusts und damit verbunden eines Einkommenseinbruchs. Oft wird die Wohnung zu klein. Manchmal hält auch das Kind ein Paar nicht zusammen und die Trennung folgt. Hier entsteht Not und Druck. Die belastenden Lebensumstände wirken sich dann natürlich auf das Leben mit dem Kind aus.
Welche Grundsätze prägen Ihre Arbeit?
Unser Leitspruch heißt "Leben lieben". Es geht um ein wirkliches Leben jeglichen Alters, in jeglicher Form. Dazu gehört, das eigene Kind zu lieben, auch wenn es mit Handicap oder Krankheit auf die Welt kommt. In der Schwangerschaft geht es immer um existenzielle Dinge. Die Schwangerschaft ist ein entscheidender Wendepunkt in ein neues Leben und diesen Weg gehen wir mit den Frauen und Familien.
Vielen Dank für das Gespräch!