Malta liegt im Mittelmeer zwischen Italien und Libyen und hat knapp 400.000 Einwohner. Gerade 50 davon arbeiten bei der Caritas des kleinen Inselstaates. "Wir sind eine kleine, aber eine freundliche und überaus hilfsbereite Familie", sagte Reuben Andre DeGabriele. Der 39-jährige aus der Hauptstadt Valletta arbeitet seit sieben Jahren in der Suchthilfe der Caritas Malta. Gemeinsam mit seiner Kollegin Fleur Bianco kam er im Zuge des CAPSO-Projektes nach Regensburg, um hier die Caritasarbeit kennenzulernen. Es war der Gegenbesuch. Denn: Im vergangenen Jahr besuchte bereits Dr. Stefan Gerhardinger, Leiter des Sozialpsychatrischen Dienstes der Caritas in Weiden, die Kollegen im kleinsten Mitgliedstaat der EU.
Ein straffes Programm - mit Spaß im Schnee
Als Reisezeit wurden die letzten beiden Februarwochen ausgesucht. Ein kleines Detail haben die Malteser bei ihrer Planung allerdings übersehen: "Ich wusste nicht, dass es im Februar so kalt in Deutschland ist. In Malta haben wir gerade 20 Grad", sagte Fleur Bianco. So mussten sie erst einmal warme Kleidung besorgen. Das war auch dringend nötig, weil es unter anderem nach Haselbach (Landkreis Straubing-Bogen) in die dortige Caritas-Fachklinik für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und Männer ging. Klinikleiterin Ingeborg Hebborn konnte neben fachlichen Knowhow und einem Rundgang durch die Klinik noch ein ganz besonderes Highlight für die Gäste aus Malta bereithalten: Eine Kutschfahrt durch die verschneite Umgebung und eine Übungsstunde auf Langlaufskiern. "Den beiden hat es sichtlich Spaß gemacht, auf diesen schmalen Skiern die Landschaft zu erkunden", so Hebborn. Für beide Malteser war es das erste Mal, dass sie überhaupt Schnee sahen.
Die beiden Suchtexperten aus Malta besuchten außerdem Suchthilfe- und Gesundheitseinrichtungen in Regensburg, Weiden, Wöllershof und Kelheim. Da beide Suchtberater sind, lag es auf der Hand, ihnen die entsprechenden Dienste und Einrichtungen hier zu zeigen. Auf dem Programm standen ein Aufenthalt in der Obdachlosenhilfe und der Fürstlichen Notstandsküche in Regensburg. "Wir waren verwundert, dass doch so viele Menschen in diesem reichen Deutschland Hilfe brauchen. Über die Medien hören wir immer von den Erfolgen der deutschen Wirtschaft, aber nicht, dass Sozialverbände wie die Caritas den Ärmsten der Gesellschaft auf jede denkbare Weise helfen", so die maltesischen Gäste.
Caritas - ein starkes Netzwerk
Für Diözesan-Caritasdirektor Monsignore Dr. Roland Batz ist das CAPSO-Programm eine Erfolgsgeschichte. "Auf diese Weise kommen wir mit Caritasverbänden in ganz Europa in Kontakt und können voneinander profitieren", so Batz. Im Rahmen des CAPSO-Projektes besuchten Mitarbeiter der Caritas Regensburg bereits Einrichtungen in Malta, Rumänien und Österreich. Für alle Beteiligten war es eine unvergessliche und lehrreiche Zeit, in der sie mehr über die caritative Arbeit in anderen Ländern Europas lernten.
Für Bianco und DeGabriele waren es ebenfalls zwei ganz besondere Wochen in Ostbayern. "Wir haben viele Fachgespräche geführt und festgestellt, dass die Caritas Regensburg ein starkes Netzwerk nach innen, aber auch nach außen unterhält", stellt DeGabriele fest. Auch von den zahlreichen Hilfsangeboten und Arbeitsschwerpunkten der Caritas Regensburg zeigten sich die Gäste aus Malta beeindruckt. "Bei uns in Malta setzen wir den Fokus vor allem auf die Suchthilfe. In Regensburg haben sie eine viel größere Vielfalt an Diensten." Unter dem Dach der Caritas im Bistum Regensburg gibt es mehr als 900 sozial-caritative Einrichtungen mit über 15.000 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von der Hilfe für Obdachlose, über die Betreuung von alten und pflegebedürftigen Menschen mit und ohne Behinderung bis hin zur modernen Hochleistungsmedizin im Krankenhaus: jährlich werden mehr als 250.000 Menschen von der Caritas Regensburg betreut - vom Baby bis hin zum Pflegebedürftigen.
Zusatzinfo Caritas-Austauschprogramm CAPSO:
Das von der Europäischen Union geförderte Austauschprogramm CAPSO (Caritas in Europe - Promoting Together Solidarity) hat zum Ziel, die soziale kirchliche Arbeit zwischen den europäischen Ländern stärker zu vernetzen. Bis Ende 2015 können insgesamt 32 Caritas-Mitarbeiter aus dem gesamten Bundesgebiet für jeweils zehn Werktage die Arbeit der europäischen Nachbarn kennenlernen. Koordiniert wird das Projekt von der Caritas in den Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Gegenbesuche und längerfristige Kontaktpflege zum Informationsaustausch sind geplant. Das Projekt steht im Rahmen des europäischen Programms für lebenslanges Lernen. Die persönlichen Lernergebnisse der Teilnehmer werden in einer gemeinsamen, europaweiten Datenbank gebündelt. Mehr Informationen zum Programm CAPSO: www.caritas-bayern.de/hilfe-und-beratung/europa/