Doch für die Caritas ist das Jubiläum auch Anlass, den Erfolg dieser Therapieform auf den Prüfstand zu stellen. Gemeinsam mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) hat die Caritas deshalb zu einem Fachforum am Hochschulcampus geladen. Fachleute von Rentenversicherung, Deutschem Caritasverband und der Regensburger Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme legten vor rund 80 Kooperationspartnern ein eindeutiges Ergebnis vor: "Eine ambulante Rehabilitation ist für viele unserer Klienten eine erfolgversprechende Etappe in einem längeren Heilungsprozess", fasste der Leiter der Regensburger Fachambulanz Christian Kreuzer zusammen.
"Wir als Kirche lassen uns auf das selbstzerstörerische Verhalten der Menschen mit Suchtproblemen ein. Sucht hat mit Beziehungsstörungen und den Problemen unserer Gesellschaft zu tun", betonte Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz den Stellenwert der Suchthilfe bei der Caritas. Die Kirche müsse hier als unaufdringlicher Berater, Helfer und Sinnstifter da sein. Professorin Dr. Klaudia Winkler, Vizepräsidentin der OTH, moderierte das Fachforum. Sie verwies auf die vielfältigen Kooperationen zwischen Caritas und OTH in Lehre und Praxis der sozialen Arbeit, vor allem im Bereich der Suchthilfe. Fachleute der Caritas sind beispielsweise als Lehrbeauftragte an der Hochschule tätig, zahlreiche Studierende und Absolventen der Sozialen Arbeit finden Praxisstellen bei der Caritas-Suchthilfe. "20 Jahre ambulante Rehabilitation bei der Caritas in Regensburg sind ein Grund, den Erfolg zu vermelden", sagte Winkler.
Seit 1993 ist gibt es an der Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg eine Gruppe der ambulanten Rehabilitation. Klienten können in einer mehrmonatigen Therapie im Alltag, neben Beruf und Familienleben eine Rehabilitation machen. Die Rentenversicherungen legen die Kriterien dafür fest, welche aber nach individuellen Situationen anpassbar sind. Ziel ist es, eine persönliche, in den Alltag eingebettete Strategie der Lebensführung ohne Suchtmittel zu entwickeln. Die wöchentliche Gruppensitzung wird von langjährig erfahrenen Therapeuten geleitet, die von Anfang an diese Reha-Form bei der Caritas durchführen. Rund 70 Prozent der Klienten besuchen nach der Reha eine Selbsthilfegruppe, beispielsweise beim Kreuzbund oder bei den Anonymen Alkoholikern. So könne in vielen Fällen der Erfolg der Reha dauerhaft in ein suchtmittelfreies Leben übergeleitet werden.
Renate Walter-Hamann, Referatsleiterin Sucht beim Deutschen Caritasverband präsentierte Ergebnisse der bundesweit ersten Erhebung von Caritas und Diakonie zu den Erfolgen der ambulanten Rehabilitation. "Die erste Datenreihe dieser Studie bestätigt, dass die ambulante Rehabilitation für die ausgewählten Personengruppen eine erfolgreiche Therapieform ist, um abstinent von Suchtmitteln zu leben", sagte Walter-Hamann. Das Datenmaterial stammt aus 66 Einrichtungen, die ambulante Rehabilitation und Nachsorge anbieten, darunter auch der Regensburger Caritas-Suchtambulanz, und basiert auf rund 2.400 Fällen.
Wesentliche Ergebnisse der Studie sind: Ambulante Reha wird überwiegend bei Alkoholabhängigkeit genehmigt (90 Prozent). Die meisten Teilnehmer sind zwischen 40 und 50 Jahre alt (40 Prozent), sind verheiratet und leben in festen Beziehungen. 59 Prozent der Teilnehmer sind erwerbstätig. Mit den strengsten Messkriterien liegt die Abstinenzquote ein Jahr nach der Reha bei knapp 50 Prozent. Dies sei bei der Schwere der Suchterkrankung eine sehr hohe Erfolgsquote. Diese Erfassung habe, so Walter-Hamann, eine zuverlässige Datenbasis geliefert, die gute Hinweise darauf gebe, dass die Arbeit der ambulanten Sucht-Rehabilitation erfolgreich laufe. An der Datenerhebung wird in den nächsten Jahren weitergearbeitet, um dauerhaft eine Basis für eine zuverlässige und langfristige Qualitätskontrolle zu bilden.
Zusatzinfo 1: Ambulante Sucht-Rehabilitation
Im Durchschnitt neun Monate dauert eine ambulante Sucht-Rehabilitation. Sie wird von den Caritas-Suchtberatern empfohlen, wenn sie bei einem Klienten mehr Erfolg verspricht, als ein stationärer Aufenthalt. Wichtig ist dazu, dass ein hohes Maß an Motivation, die Fähigkeit zur aktiven Mitarbeit und zur regelmäßigen Teilnahme an den Therapieeinheiten vorhanden ist. Ziele sind die Suchtmittelabstinenz, die Wiederherstellung oder Beibehaltung der Erwerbsfähigkeit und weitere individuelle Behandlungsziele. Das Reha-Programm umfasst neben der wöchentlichen Gruppentherapie Einzel- und nach Bedarf Familiengespräche und etwa alle zwei Monate intensivtherapeutische Einheiten an den Wochenenden. Wesentlich ist, dass in die ambulante Reha das alltägliche Leben mit seinen Anforderungen in Beruf, Familie und Partnerschaft einbezogen wird. Mehr dazu und Caritas-Therapieeinrichtungen: www.suchthilfe-ostbayern.de
Zusatzinfo 2: Caritas-Suchthilfe im Bistum Regensburg
Die damals so genannte "Trinkerfürsorge" war schon kurz nach der Gründung der Regensburger Caritas im Jahr 1922 einer ihrer Tätigkeitsschwerpunkte. Heute bietet die Caritas im Bistum Regensburg ein flächendeckendes Netz professioneller Suchthilfe: Zwölf Fachambulanzen für Suchtprobleme, eine Fachklinik für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und Männer in Haselbach und die Nachsorgeeinrichtung "Start" in Regensburg bieten Rat und Hilfe für Betroffene und ihre Angehörigen. Jährlich kommen etwa 6500 Menschen zur Caritas-Suchthilfe. Eng arbeitet die Caritas mit dem Selbsthilfe-Fachverband Kreuzbund zusammen. Mehr Informationen gibt es unter www.suchthilfe-ostbayern.de