Sozialpädagogin Barbara AltenburgCaritas Schwangerschaftsberatung Regensburg
Der Caritasverband Regensburg startete am 1. März 2021 mit CaRe for women ein neues spezialisiertes Beratungs- und Präventionsangebot für von FGM_C betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen.
CaRe for women wendet sich an Mädchen und Frauen, die aus prävalenten Staaten nach Deutschland gekommen sind oder hier als Kinder zugezogener Eltern geboren wurden. Die Genitalbeschneidung bei Mädchen und Frauen ist in vielen afrikanischen und manchen asiatischen Ländern eine Jahrtausende alte Tradition, Mädchen und Frauen erhalten dadurch Ansehen und Aufnahme in die Gesellschaft, mit jedoch gravierenden lebenslangen Folgen.
Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland derzeit über 70 000 Frauen, die von FGM_C (female genital mutilation_cutting) betroffen und über 20 000 Mädchen, die davon bedroht sind. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer diese Zahlen bei weitem übersteigt. In Bayern werden über 12 000 betroffene erwachsene Frauen und über 3000 gefährdete Mädchen vermutet.
Weibliche Genitalverstümmelung wird vielfach auch heute noch praktiziert, es gibt Staaten, bei denen davon auszugehen ist, dass 90 Prozent der Mädchen und Frauen beschnitten sind. Manchmal wird die Beschneidung bereits bei Babys durchgeführt. Manchmal unter lebensbedrohlichen Umständen. Viele Mädchen sterben auch daran. Frauen leiden ein Leben lang unter den Folgen und lebenslangen Schmerzen. Viele der Traumatisierten finden keine Möglichkeit, über ihr Schicksal zu sprechen und leiden im Stillen.
In Deutschland ist FGM_C verboten und seit dem Jahr 2013 ein eigener Straftatbestand.
Das Projekt CaRe for women ist ein spezialisiertes Beratungsangebot für betroffene und bedrohte Mädchen und Frauen. Sie finden künftig Hilfe und Unterstützung bei den Profis in der Caritas Schwangerschaftsberatung Regensburg.
CaRe for women will Mitarbeitende in Beratungsstellen und anderen Diensten sowie Berufsgruppen, die potenziell mit Betroffenen in Kontakt und mit der Thematik befasst sind, für das Thema sensibilisieren und in einen Austausch bringen.
Dafür wollen die Projektmitarbeiterinnen bis Ende 2021 einen regionalen Runden Tisch initiieren, um auf das Thema aufmerksam zu machen und ein regionales Netzwerk an Spezialistinnen und Spezialisten zu schaffen, mit dem Ziel, zum einen die betroffenen Mädchen und Frauen zu beraten und über Behandlungsmöglichkeiten zu informieren oder selbst behandeln zu können, aber auch bedrohte Mädchen und Frauen schützen zu können. Neben sozialen Beratungsdiensten betrifft das Thema z.B. auch Gynäkologinnen und Gynäkologen, Kinderärztinnen und Kinderärzte, Hebammen und Jugendämter.
In Präventionsarbeit wollen die Projektmitarbeiterinnen erreichen, dass in Deutschland lebende Eltern ihre Töchter künftig nicht mehr beschneiden lassen - durch Überzeugungsarbeit. Dafür werden sie mit muttersprachlichen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zusammenarbeiten.
Projektbeauftragte für CaRe for women in der Schwangerschaftsberatungsstelle des Caritasverbandes Regensburg e.V. ist die Sozialpädagogin Barbara Altenburg (Telefon 0941 / 79 99 20).
Neben fünf weiteren Projektträgern in ganz Bayern wird CaRe for women des Caritasverbandes in der Diözese Regensburg e.V. vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
"Für mich ist es entscheidend, dass wir gemeinsam präventiv dieser grausamen Form der Menschenrechtsverletzung entgegenwirken. Umso mehr freut es mich, dass wir in Bayern erste Projekte im Bereich der Prävention starten konnten", so Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner. "Keine Frau und kein Mädchen soll von diesem abscheulichen Eingriff betroffen sein, der fürchterliche seelische und körperliche Schmerzen bereitet, die oft ein Leben lang anhalten - und der sogar zum Tode führen kann. Eine Veränderung können wir nur gemeinsam bewirken", so die Sozialministerin.
Die Projekte werden durch die Katholische Stiftungshochschule München wissenschaftlich begleitet.