Die syrische Regierung hat kürzlich den ersten Corona-Fall bestätigt. Das Virus hat nun ein Land erreicht, in der seit mittlerweile mehr als zehn Jahren Krieg herrscht. Viele Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, leiden Hunger und haben keinerlei Zugang zu einer medizinischen Versorgung. Durch die fortwährenden Konflikte haben Hilfsorganisationen wie Caritas International große Schwierigkeiten, den Zivilisten zu helfen, erläutert Oliver Müller die Situation vor Ort.
Das Corona-Virus wird die dramatische Lage im Land weiter verschärfen, insbesondere im Gebiet rund um Idlib, das von den Rebellen kontrolliert wird. Die Hälfte der medizinischen Einrichtungen wurde im Krieg zerstört. Eine Versorgung von Patienten, die sich mit der Lungenkrankheit infizieren, ist daher quasi unmöglich. "Tests werden z.B. ausschließlich in Damaskus möglich sein, nicht aber in einer Millionenstadt wie Aleppo", verdeutlicht Müller das Ausmaß der Kriegsfolgen. "Es ist Schlimmes zu befürchten."
Krieg als Nährboden für den Virus
Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, schränkte die syrische Regierung das öffentliche Leben durch verschiedene Maßnahmen ein: nächtliche Ausgangssperren, die Schließung von Märkten und ein Versammlungsverbot. Dies erschwert die Arbeit der Hilfsorganisationen aber noch einmal mehr, so Müller. Er fordert, dass in Krisengebieten der Zugang für Hilfsorganisationen gewährleistet wird. Die Caritas bemüht sich, trotz dieser großen Hindernisse die Lebensmittellieferungen in Syrien aufrecht zu erhalten.
Eine besondere Gefährdungslage besteht in den Flüchtlingslagern in Jordanien und im Libanon, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben. Hier kann sich das Virus schnell ausbreiten und die ohnehin äußerst diffizile Lage weiter verschärfen. "Ein Krieg ist der beste Nährboden für die Verbreitung eines Virus", warnt der Leiter von Caritas International. "Daher müssen gerade jetzt die Gesundheitshilfen vor Ort verstärkt werden."