Jedes Jahr unternimmt die Fachambulanz für Suchtprobleme in Dingolfing einen Ausflug mit ihren Klienten. "Diese freizeitpädagogische Maßnahme hat viele Vorteile", sagt Sandra Süssel, Leiterin der Fachambulanz. "Die Verbindung zwischen Berater und Klient wächst dadurch enger zusammen und die Leute lernen sich unter einem anderen Kontext kennen." In den letzten beiden Jahren besuchte die Gruppe einen Klettergarten und wanderten mit Alpakas.
Vergessenes, Verborgenes, Versunkenes - am Vormittag erkundeten Berater und Klienten in einer Entdeckungsreise die Unterwelt von Dingolfing: Unterirdische Gewölbe und Kellergänge eröffneten einen anderen, geheimnisvollen Blick auf die Heimatstadt. "Die Eindrücke und Erfahrungen aus diesen Ausflügen werden im Suchtberatungsgespräch thematisiert". Diese Erlebnisse wirkten sich für die Klienten selbst positiv aus: "Die Menschen haben Spaß dabei, trotz ihrer oft schwierigen Lebenslagen. Ein solcher Ausflug eröffnet ihnen auch Ideen für die eigene Freizeitgestaltung."
Nach einem gemeinsamen Mittagessen erforschte die Gruppe die Wirkkraft von Kräutern. In einer geführten Kräuter- und Naturwanderung entlang der renaturierten Isar lernten Berater und Klienten, wie sich heimische Kräuter bestimmen und anwenden lassen: vom Beinwell, der als Salbe schmerzlindernd ist, bis hin zum Scharbockskraut, das zwar leicht giftig, fertig präpariert jedoch blutreinigend wirkt. Kräuter sind zwar häufig unscheinbar, ihre heilende Wirkung dagegen erstaunlich.
Beeindruckt, wie geheimnisvoll und spannend die Heimat sein kann, zeigte der Ausflug die gewünschte Wirkung: "Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen uns einmal mehr, wie bereichernd diese Maßnahme für den therapeutischen Effekt einer Suchtberatung ist", so Süssel. Menschen, die sich zu Beginn einer Beratung häufig als Verlierer fühlten, erlebten Erfolgsmomente und wüchsen über sich hinaus. Die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen an diesem Tag schweißten das Team aus Beraterinnen und Klienten zusammen.