Samstagmorgen, sieben Uhr: großer Bahnhof schon am Bahnhof. Die Hanslberger Musikanten spielen, Rollstühle und Rollatoren werden über Rampen in den von Agilis bereitgestellten Sonderzug geschoben, Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Landrätin Tanja Schweiger begrüßen die Menschen, und dann spricht Bischof Dr. Rudolf Voderholzer den Reisesegen – die Fahrt nach Karlstadt am Main kann beginnen.
Persönliche Begegnungen
Weil es der fünfzigste, der goldene Sonnenzug ist, fährt der Bischof selber mit. Kaum hat der Zug Regensburg hinter sich gelassen, macht er sich gemeinsam mit Caritas-Vorsitzendem Dr. Roland Batz und Caritas-Direktor Michael Weißmann auf den Weg durch den schaukelnden Zug, schüttelt Hände, begrüßt die Menschen. Die Stimmung ist fröhlich, entspannt, sehr viele der Reisenden kennen sich.
Die rund 70 Helfer der Malteser und der Caritas kümmern sich um die Schützlinge, die ihnen ganz persönlich zugeteilt sind, oder verteilen Brotzeiten und Getränke. Die Herren des "Sonnenzug Quintetts" spielen auf, der Zug rollt durchs Land. In Karlstadt steigen alle aus. Beim Sonnenzug ist das Ein- und Aussteigen jeweils ein eigener Punkt Zeitplan. Denn es braucht natürlich seine Zeit, bis all die Menschen, die auf Rollatoren oder Rollstühle angewiesen sind, hinein und heraus kommen. Aber Zeit ist da. Beim Sonnenzug geht es nicht um ein möglichst effektives Zeitmanagement, beim Sonnenzug ist tatsächlich der Weg das Ziel. Und dieser Weg ist mit Zuwendung gepflastert. Egal, ob es das Hineinhelfen in den Rollstuhl ist, das gemeinsame Essen oder das Zuhören bei so mancher belastenden Krankengeschichte.
Herbert Scheuerer ist ein alter Hase, zum 48. Mal dabei. Er kümmert sich um die Einteilung der Helfer und darum, dass der medizinische Ablauf gewährleistet ist. Mit seiner ganzen Erfahrung im Rücken bestätigt er das, was in so vielen Gesprächen mit Sonnenzüglern immer wieder auftaucht: "Da werden teilweise tiefe Freundschaften geschlossen."
Päckchen tragen helfen
Im Gottesdienst würdigt der Bischof in seiner Predigt diejenigen, die ihr Päckchen zu tragen haben und diejenigen, die ihnen dabei helfen. Ein Holzkreuz als Andenken an den schönen Tag und gemächlich geht es weiter zur "Franconia". An Bord des Schiffes wartet das Mittagessen. Bei Hochzeitssuppe, gemischtem Braten, Kuchen und Musik ziehen die fränkischen Weinberge vorbei. Der Himmel trägt sein schönstes Weiß-Blau, wie es sich gehört für so einen Tag. Der Lokführer des Sonderzugs verbringt die Fahrt beim Kapitän der "Franconia" im Führerhaus. Gemeinsamkeiten im Job? Nein, nur die eine: "die Verantwortung für die Fahrgäste".Maria Henning ist das erste Mal dabei. "Da würde ich sofort wieder mitmachen. Alle Achtung, wer sowas organisiert hat!", lobt sie. Langsam geht es zum Zug zurück. Nach zwölf Stunden unterwegs rollt der Sonderzug am Abend wieder im Regensburger Hauptbahnhof ein. Bischof Voderholzer verlässt als einer der ersten den Zug, im Arm einen Strauß weißer Rosen. Jeder Teilnehmer, jeder Helfer bekommt eine. Rund um den Bahnhof leuchten weiße Rosen auf.
Gabi Hueber-Lutz