"Mit 13 Jahren hatte ich einen Ferienjob. Meine wichtigste Aufgabe damals war, dass alle Kollegen zur Brotzeit ein Bier hatten", sagt Richard Gnirß. Er ist Betriebsratsvorsitzender eines Unternehmens in Baden-Württemberg und einer von acht frischgebackenen Betrieblichen Suchtberatern. Damit beschreibt Gnirß ein Problem, dass in den meisten Betrieben vorherrscht: der lapidare Umgang mit auffälligem Suchtverhalten. Jeder zehnte Arbeitnehmer in deutschen Unternehmen ist suchtgefährdet. Das verdeutlicht: Suchtprobleme machen auch vor Werkstoren und Bürotüren nicht Halt. Die Folgen sind vielfältig: Fehlzeiten, eine steigende Anzahl von Arbeitsunfällen oder etwa Frühberentung. Der betriebswirtschaftliche Schaden wird bundesweit auf rund 40 Milliarden Euro geschätzt. Nicht ohne Grund lautet der Leitsatz des Lehrgangs, den der Caritasverband nun zum zweiten Mal branchenübergreifend angeboten hat: Handeln statt wegschauen.
Verantwortlich für das Konzept ist Marion Santl. Sie leitet die Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg und das Referat Ambulante Suchthilfe. "Wir haben durch unsere tägliche Arbeit ein breites Netzwerk, dass später auch die ausgebildeten Suchtberater nutzen können." Auch die Teilnehmer sehen diesen Ansatz als vorteilhaft: "Für mich war klar, dass der Anbieter eines solchen Lehrgangs einen engen und professionellen Bezug zur Suchthilfe haben muss. Darum habe ich mich letztlich für die Caritas in Regensburg entschieden", sagt Gnirß.
Die Ausbildung zum Betrieblichen Suchtberater ist untergliedert in fünf Abschnitte mit Unterrichtseinheiten an jeweils zwei bis drei Tagen. Die Teilnehmer lernen Grundlegendes zum Thema Abhängigkeiten, Begleiterkrankungen, psychische Gesundheit, Behandlungsmöglichkeiten und das Suchthilfesystem kennen, erhalten Supervision und Praxisanleitung und hospitieren in Facheinrichtungen und Selbsthilfegruppen. Der Dozentenkreis erstreckt sich aus allen fachlichen Bereichen der Suchthilfe und der Öffentlichkeitsarbeit. Weitere Informationen sowie die aktuellen Termine gibt es hier: www.caritas-regensburg.de/handeln.