Wie gelingt es, mit Veränderungen auch mit Blick auf den demografischen Wandel gerade in der Oberpfalz konstruktiv umzugehen? Welche Herausforderungen sind damit verbunden und welche Chancen, die genutzt werden sollten? Mit diesen Fragen setzten sich die Vertreter der Kommunen, Seniorenbeauftragte, Pfarrgemeinderäte und der Diözesan-Caritasverbände Regensburg und Passau auseinander.
Verantwortung übernehmen, sich einzumischen und kämpfen.
Der frühere Bayerische Generalkonservator, Prof.Dr. Egon Johannes Greipl, rief dazu auf, "Verantwortung zu übernehmen", sich einzumischen und zu kämpfen. Er betonte: "Wir müssen neu denken lernen! Und wir dürfen das Feld nicht den anderen überlassen". Eine "ideologisierte Ökonomie und eine ideologisierte Ökologie" dürften den ländlichen Raum nicht weiter ruinieren. Greipl wörtlich: "Bringen wir mit mutiger, schonungsloser Analyse und schrankenlosem Ideenreichtum die Landflucht zum Stehen". Man dürfe nicht weiter "die sogenannten wirtschaftlichen Zwänge unhinterfragt lassen". Kommunalpolitik bestehe nicht nur aus Wirtschaftspolitik. Professor Greipl warnte vor der Preisgabe weiter Teile des Baurechts, "mit Flächenfraß, mit dem Verlust der Kultur Landschaft, der Dorf- und Stadtbilder, der Schönheit des heimatlichen Lebensraums". Als Aspekte des Wandel im ländlichen Raum nannte er: Verlust der Geschichte, Leerstand in den Dörfern, Energiewende, Verdrängung und Kompensation, Landespolitik und Lebensraum. Er warnte vor der Aushöhlung des Denkmalschutzes,
Für Lebensqualität vor Ort sorgen
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Roland Batz unterstreicht in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Zusammenarbeit, um dem demographischen Wandel zu begegnen: "Dieser Wandel ist für die Kommunen, die Kirchen, für alle gesellschaftlich Verantwortlichen eine gemeinsame Herausforderung". Auch die sich verändernden Standortfaktoren und die damit einhergehenden Anforderungen an Kirche und Caritas sind für Batz von zentraler Bedeutung. "Wertschöpfung kann sich in der Zukunft nicht mehr allein am Bruttoinlandsprodukt messen, sondern muss Größen wie Umwelt, Lebensqualität und Stärke des Ehrenamtes in die Bewertung einbeziehen. Als Kirche und Caritas liegt uns sehr daran, durch ehrenamtliches Engagement ein lebenswertes Umfeld mitzugestalten, dass alte Menschen bis ins hohe Alter dort leben können", so Caritasdirektor Batz.
Caritas-Vorstand Dr. Michael Bär und Peter Oberleitner, Abteilungsleiter Gemeindecaritas, betonen: "Wir wollen als katholischer Wohlfahrtsverband einen Beitrag leisten bei der Suche nach Ideen und beispielgebenden Projekten". Alle seien gefragt: Politik und Gesellschaft, aber auch Kirche, Verbände und Akteure der Zivilgesellschaft. "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn unsere ländlichen und strukturschwachen Gebiete Gefahr laufen, immer mehr an Lebensqualität zu verlieren".
Ingrid Aldozo-Entholzner, die in der Gemeindecaritas im Landkreis Rottal-Inn tätig ist, warnte in ihrem Co-Referat vor einer Flut von Konzepten und Projekten, mit denen man den ländlichen Raum überschwemme. Vielmehr müsse man mit den Beteiligten überlegen, wo ein Bedarf besteht und welche Ressourcen es vor Ort gibt. Andernfalls seien auch oft noch so gut gemeinte Projekte keine wirkliche Hilfe, sondern als Verschleuderung von Zeit und Energie von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Mit Projekten vor Ort helfen – Ehrenamtlich aus Hemau und Wörth/Donau stellen ihre Projekte vor
Die Projekte, die am Nachmittag auf einem "Marktplatz der Möglichkeiten" vorgestellt wurden, sind tatsächlich aus einem "Bedarf" heraus entstanden und knüpfen an den Ressourcen an, die es vor Ort gibt. So hat sich vor 20 Jahren in Kößlarn ein Kreis junger Bäuerinnen zusammengefunden, die einmal in der Woche zum "Bauernmarkt" einladen. Familienentlastende Angebote wurden aus Arnstorf und aus dem Landkreis Freyung-Grafenau vorgestellt. Ein richtiges Fachgespräch entwickelte sich zwischen den Organisatoren von Nachbarschaftshilfen. Die Initiatoren der Nachbarschaftshilfe der Pfarrei St. Johannes aus Hemau haben hierzu ihr Konzept vorgestellt. Viele Ehrenamtliche aus den beiden Bistümern wollten sich Anregungen und Tipps für die Gründung bzw. bessere Handhabung einer Nachbarschaftshilfe holen. Beim Workshop "Unterstützung für Flüchtlinge" erhielten Engagierte aus Pfarrgemeinden und Kommunen notwendige Tipps von Maria Handwerker aus Wörth/Donau. Handwerker und ihre Mitstreiter aus der Pfarrei St. Petrus kümmern sich ehrenamtlich um Flüchtlinge und Asylbewerber vor Ort. Vom Schreiben der Anträge bis hin zur Versorgung mit Kleidung – das Unterstützungsprojekt hilft. Alle Projekte hatten eines gemeinsam: sie stellten Kirche als einen wichtigen "Nahversorger" im ländlichen Raum vor. Das Thema "Ländlicher Raum" von der satirischen Seite beleuchteten Mario Götz und Andy Stockbauer von der Gruppe Saitenscheitel"
Informationen zur Kampagne 2015 unter www.stadt-land-zukunft.de