Regensburg (cn). Die Herbstsammlung der Caritas 2010 ist abgeschlossen. 6000 Sammlerinnen und Sammler im gesamten Bistum haben zwischen 27. September und 3. Oktober rund 1,25 Millionen Euro für die Arbeit der Caritas gesammelt. 2009 kamen bei Frühjahrs- und Herbstsammlung diözesanweit 2,5 Millionen Euro an Hilfsgeldern zusammen. 40 Prozent davon bleiben in der Regel immer in den Pfarreien, in denen das Geld gesammelt wurde, die restlichen 60 Prozent kommen wieder bedürftigen Menschen im Bistum zugute und werden über die Diözesancaritas und ihre Einrichtungen bei den Menschen an Ort und Stelle verteilt. Draußen ist es kalt, in einem Saal des Restaurants Bischofshof in Regensburg haben sich vier der 6000 Sammlerinnen eingefunden. Wie es ihnen in den vergangenen Tagen bei der Straßen- und Haussammlung ergangen ist? Bei einer dampfenden Tasse Tee berichten sie von ihren Erfahrungen.
Ruth Bäumler sammelt seit 35 Jahren für die Caritas. Seit 1975 ist sie zweimal pro Jahr in zwei Straßenzügen im Regensburger Süden unterwegs und sucht 25 Häuser auf. Immer wieder musste sie sich aufraffen, um Spenden zu erbitten, erinnert sie sich. Außerdem muss sie sich dazu viel Zeit nehmen: Jeweils eine Woche dauert ihr ehrenamtlicher Einsatz. Als Sammlerin ist sie zahlreichen Menschen bekannt: „Die Menschen kennen mich, das ist ein Vorteil für die Sammlung.“ Im Schnitt verbringt sie etwa 15 Minuten vor jeder Türe. Manche „Kümmernisse“, wie sie sagt, bekommt sie bei den Menschen zu hören. „Es ist für viele sehr wichtig, dass ich ihnen zuhöre“, erklärt die pensionierte Gymnasiallehrerin. Dann dauert ein Besuch auch einmal eine Stunde. Sammeln ist somit nicht zuletzt ein sozialer Dienst.
Falls jemand nicht zu Hause angetroffen wird, versucht es Ruth Bäumler einige Zeit darauf nochmals: „Da bin ich hartnäckig.“ Natürlich gibt es immer wieder den Fall, dass jemand zwar daheim ist, die Türe aber nicht öffnet. „Das ist frustrierend“, hat Ruth Bäumler erfahren. Und es ist ihr schließlich auch nicht verborgen geblieben, dass die Spender mit der Abnahme der Kirchgänger insgesamt weniger werden.
Martina Haller und Alexandra Bala, Schülerinnen der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik in der Regensburger Ostengasse, berichten, wie sie bei ihrer Sammlung in den Regensburg Arcaden von einem Herrn beschimpft wurden, der schließlich sagte, er habe „selber nichts zu verschenken“. Insgesamt aber waren die Erfahrungen positiv, so ihr Fazit. Viele Menschen geben den jungen Damen gerne zwei Euro, und so beträgt das Ergebnis nach zwei Stunden nicht weniger als hundert Euro. Nein, abschreckend war es für die beiden keineswegs. „Es hat mir sogar Spaß gemacht“, sagt Martina Haller: „Es ist ein Die-Seite-wechseln.“
Rosa Dirnberger, die ihrerseits von ihren Erfahrungen berichtet, besucht im hohen Alter bei jeder Sammlung 50 Wohnungen in drei Häuserblocks in der Regensburger Schwabenstraße. Die betagte Dame – „Mich kennen die Leute in der Umgebung“ – lässt sich selbst durch das Fehlen eines Aufzugs nicht schrecken. Warum sie seit Jahrzehnten wie Ruth Bäumler dieses Ehrenamt versieht, das die katholische Kirche unter den Menschen gegenwärtig macht? „In diesem Fall ist das natürlich keine Last“, bekennt Rosa Dirnberger. Und Ruth Bäumler ergänzt: „Es ist eben notwendig, dass man diesen Bereich in der Kirche abdeckt.“ Beide Damen sind durch die Übernahme von Vertretungen in ihre Aufgabe hineingewachsen.
Viele Ausreden und Ausflüchte, die Menschen davon abhielten, etwas zu geben, haben sie in all den Jahren kennengelernt. Andererseits hat Rosa Dirnberger auch Menschen kennengelernt, die gleich für andere Familienmitglieder mitspenden – stellvertretend. Es ist ihnen durchaus bewusst, dass niemals in allen Straßenzügen gesammelt werden kann. Ruth Bäumler sagt, das Sammeln sei ihr ein „Herzensanliegen“ geworden: „Für die Feuerwehr oder den Tierschutzverein würde ich mich nicht in dieser Weise einsetzen.“ Dass es wohl schwieriger wird, junge Menschen für die Nachfolge zu gewinnen, auch das wissen sie. „Ich sehe die Zukunft in dieser Hinsicht nicht gerade rosig“, sagt Rosa unumwunden. Immerhin: Martina Haller und Alexandra Bala haben – neben Kritik an der Caritas als Institution – auch sehr viel Gutes über die Hilfe der katholischen Kirche zu hören bekommen, was naturgemäß ermutigt. Und dass sie bei der kommenden Frühjahrsversammlung wieder mit dabei sein möchten, wie sie spontan sagen, das dürfte nicht nur die beiden älteren Sammlerinnen freuen.
Wer sich künftig als Sammlerin oder Sammler engagieren möchte, wendet sich am besten an den Pfarrer seiner Pfarrei.
Autor: Veit Neumann, Redakteur, Bischöfliche Pressestelle Regensburg